Praxis für Optometrie und visuelle Wahrnehmungsstörungen
Visuelle Störungen
Störungen der visuellen Leistungsfähigkeit können in allen Teilbereichen der visuellen Wahrnehmung begründet sein:
Augenbewegungen Eine wichtige Grundlage guter visueller Leistungsfähigkeit sind gleichmäßige, fließende Augenbewegungen. Sind sie durch irgendwelche Störungen in der kindlichen Entwicklung oder spätere Einflüsse nicht entsprechend ausgeprägt, so wird es zwangsläufig auch zu Störungen in den nächsten Entwicklungsstufen kommen. Schnelles Lesen mit guter Sinnerfassung erfordert ein regelrechtes „Einscannen“ des Textes in das Gehirn. Zwei Augen, die wie Einzelgänger keine gute Kooperation entwickeln, werden nie in der Lage sein, über einen geschriebenen Text zu gleiten und im Gehirn einen schnellen Vergleich mit dem bisher Gelernten zuzulassen – selbst das Gelernte wird nur als bruchstückhaftes Erfahrungsmuster zum Vergleich zur Verfügung stehen.
Vergenzen = Zusammenarbeit Das Augenpaar muss sicher im Team arbeiten und sich ganz genau und immer wieder auf verschiedene Entfernungen gegeneinander ein- und auslenken, damit keine Stör- oder Doppelbilder entstehen. Die Betroffenen klagen häufig über schnelles Ermüden, weil immer wieder unbewusst der Seheindruck eines Auges unterdrückt wird. Weichen die Augen von der geforderten Blickrichtung ab, sodass sie durch ein ständiges Nachstellen der äußeren Augenmuskeln korrigiert werden müssen, so handelt es sich um eine Phorie. Phorien können ebenfalls erhebliche Anstrengungsbeschwerden verursachen. Sie sind (vor allem vor dem 12. Lebensjahr) je nach Belastung häufigen und starken Schwankungen unterworfen, sodass eine messtechnische Erfassung schwierig und eine Korrektur mit prismatischen Brillengläsern mitunter nicht oder nur in Kombination mit einem optometrischen Visualtraining möglich ist.
Akkommodation = Scharfstellung Beide Augen müssen das angeschaute Objekt permanent auf die verschiedenen Distanzen „scharf stellen. Damit das Objekt nicht nur immer scharf, sondern auch einfach, also nicht doppelt, gesehen wird, muss dieser Vorgang zwischen beiden Augen immer perfekt abgestimmt sein.
Wahrnehmung Sich von den Dingen „ein Bild zu machen“ geht weit über das eigentliche Sehen hinaus. Alle anderen Sinne sind ebenso beteiligt. Ist durch eine mangelhafte visuelle Wahrnehmung z. B. das Lesen beeinträchtigt, so ist das Vergleichsmaterial auf der „Festplatte“, also die erlernten Erfahrungsmuster im Gehirn, entsprechend lücken- oder bruchstückhaft. Die Folge ist eine reduzierte Sinnerfassung beim Lesen. Ebenso wirken sich solche Defizite z. B. beim Sport oder im Straßenverkehr aus: Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung können nicht schnell genug eingeschätzt werden. Ob Tennisspieler oder Rennfahrer, Schüler oder Informatiker – Menschen mit reduzierter visueller Leistungsfähigkeit kommen, sofern das Sehen für ihre Tätigkeit eine große Rolle spielt, über ein bestimmtes Maß an Erfolg nie hinaus.